Warum Leitungswasser so wichtig ist
Immer mehr Menschen fragen sich: Ist Leitungswasser in Deutschland wirklich gesund – oder nur eine günstige Alternative zu Mineralwasser?
In sozialen Medien und Foren liest man Warnungen über Schwermetalle, Mikroplastik oder Keime. Gleichzeitig heißt es, Leitungswasser sei das am strengsten kontrollierte Lebensmittel.
Doch stimmt das wirklich? Und wann kann Leitungswasser ungesund werden? In diesem Artikel erfährst du, was die Forschung sagt – und wie du dein Wasser sicher nutzt.
Was gilt laut WHO als sauberes Trinkwasser?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert sicheres Trinkwasser als Wasser, das keine Gesundheitsgefahr darstellt und folgende Kriterien erfüllt:
- frei von krankmachenden Keimen
- ohne gesundheitsschädliche Stoffe wie Blei oder Pestizide
- unbedenkliche Mengen an Nitrat, Uran oder Fluorid
- klar, geruchlos und geschmacklich neutral
💧 Fazit: Leitungswasser ist grundsätzlich sicher – solange die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden. Doch entscheidend ist nicht nur das Wasserwerk, sondern auch der Zustand der Hausleitungen.
Wie streng ist die Trinkwasser-Kontrolle in Deutschland?

Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit den strengsten Trinkwasservorschriften.
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV), basierend auf der EU-Trinkwasserrichtlinie (EU 2020/2184), legt verbindliche Grenzwerte für über 50 Stoffe fest – von Schwermetallen bis zu Mikroorganismen.
Wichtige Grenzwerte (Trinkwasserverordnung):
| Stoff | Grenzwert | Bedeutung |
|---|---|---|
| E. coli | 0 pro 100 ml | darf nicht vorkommen |
| Blei | 10 µg/L | besonders kritisch für Kinder |
| Kupfer | 2 mg/L | relevant bei neuen Leitungen |
| Nitrat | 50 mg/L | Risiko für Säuglinge |
| Uran | 10 µg/L | toxisch bei Langzeitaufnahme |
Das Umweltbundesamt bestätigt:
„Trinkwasser ist in Deutschland das am strengsten kontrollierte Lebensmittel.“
Die Qualität wird regelmäßig überprüft – teilweise täglich in Wasserwerken, zusätzlich durch Gesundheitsämter.
Wo Leitungswasser trotzdem gefährlich werden kann
Die Verantwortung der Wasserversorger endet am Hausanschluss.
Das bedeutet: Selbst wenn das Wasser im Wasserwerk sauber ist, kann es auf dem Weg durch alte Rohre oder Armaturen verunreinigt werden. Besonders in Altbauten vor 1973 ist Vorsicht geboten.
Keime im Leitungswasser – wie gefährlich sind sie wirklich?
Viele Menschen befürchten Bakterien im Leitungswasser. Studien (z. B. Journal of Water and Health) zeigen jedoch: In Deutschland besteht kein relevantes mikrobielles Risiko, solange das System hygienisch betrieben wird.
Typische Ursachen für Keime:
- Stehendes Wasser in selten genutzten Leitungen
- Alte, schlecht gewartete Hausinstallationen
- Verschmutzte Duschköpfe oder Perlatoren
Gefahr: Legionellen
Legionellen können Lungenentzündungen (Legionärskrankheit) verursachen – vor allem in warmem, stehendem Wasser zwischen 25 °C und 50 °C.
Tipps für sicheres Wasser:
- Nach Urlaub oder längerer Abwesenheit: 30–60 Sekunden Wasser laufen lassen
- Duschkopf regelmäßig entkalken
- Warmwasserspeicher auf mindestens 60 °C einstellen
✅ Fazit: Keime sind selten ein Risiko – wenn die Leitungen gepflegt werden.
Schwermetalle: Blei und Kupfer im Leitungswasser

Die meisten Schwermetalle stammen nicht aus dem Wasserwerk, sondern aus alten Hausleitungen.
Risiko Blei
- Bleirohre wurden in Deutschland bis 1973 verbaut
- Besonders gefährlich für Kinder und Schwangere
- Schon geringe Mengen können das Nervensystem schädigen
❗ Wichtig: Kein Filter kann Blei zuverlässig entfernen – die Leitungen müssen ersetzt werden.
Risiko Kupfer
- Kupfer ist lebenswichtig, in zu großen Mengen aber schädlich
- Gefährlich bei neuen Leitungen, saurem Wasser oder heißer Nutzung
- Babys reagieren besonders empfindlich
👉 Tipp: Wasser für Babynahrung immer kalt entnehmen und selbst erhitzen.
Mikroplastik im Leitungswasser: Ein unterschätztes Thema?

Das Thema Mikroplastik im Trinkwasser ist in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt.
Doch laut einer WHO-Analyse (2019) gilt:
„Die derzeit im Trinkwasser gefundenen Mengen an Mikroplastik stellen kein Gesundheitsrisiko dar.“
Eine aktuelle Studie (PNAS 2024) zeigt sogar:
In Plastikflaschenwasser (PET) wurden bis zu 240.000 Nanoplastik-Partikel pro Liter gemessen – im Leitungswasser hingegen nur ein Bruchteil.
| Wasserart | Mikroplastik-Belastung |
|---|---|
| Flaschenwasser (PET) | hoch |
| Leitungswasser | gering |
💧 Fazit: Leitungswasser ist oft sauberer als Mineralwasser aus Plastikflaschen.
Nitrat im Trinkwasser: Was Eltern wissen sollten
Nitrat gelangt vor allem durch landwirtschaftliche Düngemittel ins Grundwasser.
Für Erwachsene ist es in üblichen Mengen unbedenklich, für Säuglinge jedoch potenziell gefährlich.
Im Körper kann Nitrat zu Nitrit werden – das bei Babys die sogenannte „Blue Baby Syndrome“ verursachen kann.
✅ Grenzwerte und Tipps:
- Grenzwert: 50 mg/L (Trinkwasserverordnung)
- Nur kaltes Leitungswasser verwenden
- Kein Brunnenwasser für Säuglinge
- Bei Unsicherheit: Analyse beim Wasserversorger anfordern
📊 In über 98 % der Regionen Deutschlands werden die Grenzwerte sicher eingehalten.
Fluorid im Leitungswasser: Risiko oder Zahnschutz?
In Deutschland wird Leitungswasser nicht künstlich fluoridiert, es enthält nur natürliche Mengen von 0,1–0,3 mg/L.
Laut WHO und The Lancet ist Fluorid in diesen Konzentrationen sicher und karieshemmend.
Erst über 1,5 mg/L kann es Zahnflecken (Fluorose) verursachen – solche Werte treten hierzulande nicht auf.
🦷 Fazit: Fluorid im Leitungswasser ist unbedenklich und nützlich für die Zahngesundheit.
Kalkhaltiges Wasser: Hart, aber gesund
Viele glauben, hartes Wasser sei schädlich.
Dabei besteht „Kalk“ aus Calcium und Magnesium – Mineralstoffen, die unser Körper benötigt.
Studien zeigen sogar: Regionen mit hartem Wasser haben eine geringere Herz-Kreislauf-Sterblichkeit.
| Härtegrad | Bereich | Bedeutung |
|---|---|---|
| weich | < 8 °dH | wenig Mineralien |
| mittel | 8–14 °dH | ausgewogen |
| hart | > 14 °dH | mineralstoffreich |
💡 Kalk ist also kein Gesundheitsproblem, sondern höchstens eine technische Frage (z. B. für Kaffeemaschinen).
Leitungswasser vs. Mineralwasser: Was ist besser?
Laut einer Übersichtsstudie (Water Research, 2022) gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass Mineralwasser gesünder ist als Leitungswasser.
| Kriterium | Leitungswasser | Mineralwasser |
|---|---|---|
| Preis | 0,2–0,5 Cent/L | 20–70 Cent/L |
| Kontrolle | streng (TrinkwV) | markenabhängig |
| Umwelt | keine Transportwege | Plastik, CO₂ |
| Mikroplastik | gering | deutlich höher |
🌍 Fazit: Leitungswasser ist ökologischer, günstiger und mindestens genauso gesund.
Wann kann Leitungswasser ungesund sein?
Nur in wenigen Fällen – meist innerhalb alter Hausinstallationen.
Mögliche Risiken & Lösungen:
| Risiko | Ursache | Lösung |
|---|---|---|
| Blei | alte Leitungen (vor 1973) | Austausch der Rohre |
| Kupfer | neue Leitungen, saures Wasser | kaltes Wasser entnehmen |
| Legionellen | selten genutzte Leitungen | Wasser ablaufen lassen |
| Keime | verschmutzte Perlatoren | regelmäßig reinigen |
| Brunnenwasser | keine Kontrolle | Wasseranalyse durchführen |
So bleibt dein Leitungswasser sicher – Alltagstipps
- Wasser nie direkt warm entnehmen
- Nach längerer Pause 30 Sekunden laufen lassen
- Duschköpfe & Perlatoren regelmäßig entkalken
- In Altbauten: Leitungsmaterial prüfen
- Verbraucherzentrale oder Labor für Wassertest nutzen
💧 Tipp: Wasserfilter sind nicht immer nötig – sie lohnen sich nur bei nachgewiesenen Belastungen.
Fazit: Leitungswasser in Deutschland ist gesund und sicher
Leitungswasser in Deutschland erfüllt höchste Qualitätsstandards, ist günstig, umweltfreundlich und enthält wertvolle Mineralien.
Gesundheitliche Risiken entstehen fast ausschließlich durch alte Leitungen oder mangelnde Wartung.
✅ Vorteile im Überblick:
- hohe Qualität durch Trinkwasserverordnung
- regelmäßige Kontrollen & Desinfektion
- wertvolle Mineralstoffe (Calcium, Magnesium)
- kaum Mikroplastik oder Schadstoffe
- kein Plastikmüll, keine Transportwege
⚠️ Risiken:
- alte Bleirohre
- selten genutzte Leitungen
- private Brunnen ohne Kontrolle
Wer ein paar Hygieneregeln beachtet, trifft mit Leitungswasser eine gesunde, nachhaltige und sichere Entscheidung.
💬 FAQ: Häufige Fragen zu Leitungswasser
Ist Leitungswasser in Deutschland wirklich gesund?
Ja. Es unterliegt strengen Kontrollen und erfüllt höchste Qualitätsstandards. Risiken entstehen nur in alten Leitungen.
Was ist besser – Leitungswasser oder Mineralwasser?
Gesundheitlich gleichwertig. Leitungswasser ist günstiger, umweltfreundlicher und meist frei von Mikroplastik.
Kann Leitungswasser Keime enthalten?
Nur selten. Bei hygienisch gewarteten Leitungen besteht kein Risiko.
Wie prüfe ich mein Leitungswasser?
Über Analysewerte beim Versorger oder einen Trinkwassercheck der Verbraucherzentrale.
Weiterführende Themen rund um Leitungswasser
Wenn dich einzelne Aspekte interessieren, findest du hier vertiefende Artikel:
- 🚰 Pflanzen richtig gießen – wann, wie oft und mit welchen Methoden
- 🌍 Plastik vermeiden im Alltag – einfache Tipps für nachhaltiges Leben
- 💧 Wasser sparen Tipps – So reduzierst du deinen Wasserverbrauch im Haushalt
Quellen (Ausschließlich Primärliteraturen)
[1] WHO – Guidelines for Drinking-water Quality (2017)
[2] Umweltbundesamt – Trinkwasserbericht Deutschland (2023)
[3] Payment, P. et al. Journal of Water and Health (2015)
[4] Needleman, H. – NEJM: Lead Poisoning in Children (2004)
[5] Stern, B. et al. Toxicology Letters (2007)
[6] WHO – Microplastics in Drinking Water (2019)
[7] PNAS – Nanoplastics in Bottled Water (2024)
[8] Ward, M. et al. Environmental Health Perspectives (2005)
[9] ATSDR – Nitrate Toxicity Review (2023)
[10] Marinho, V. et al. The Lancet – Fluoride & Caries Prevention (2003)
[11] WHO – Fluoride in Drinking Water (2010)
[12] CDC – Fluorosis Data (2018)
[13] Rubenowitz-Lundin, E. – Magnesium in Drinking Water & CVD (2001)
[14] Water Research – Bottled vs Tap Water Review (2022)
